Mittwoch, 29. Dezember 2010

Fiestas, Fiestas, nichts als Fiestas!!!

Die Überschrift verrät eigentlich schon alles: die letzten Wochen war hier in Quito ordentlich Party angesagt… :)

Zunächst noch eine kurze Anmerkung, ich hatte ja mal versprochen noch Bilder von Schülern, Familie, Haus, Zimmer und Siedlung hoch zu stellen. Das ist jetzt mittlerweile zwei Monate her :), aber in diesem Eintrag gibt es jetzt einige Bilder meiner Schüler, aus meiner Siedlung und von meiner Familie. In meinen nächsten Bericht (über Weihnachten ;) ) werde ich dann versuchen noch Bilder von meinem Zimmer und dem Haus nach zu reichen.

Und bevor ich nun mit den Fiestas beginne, wollen wir erst mal von Vorne anfangen:

An dem Samstag (27.11.) nach meinem letzten Eintrag (Mittwoch, 24.11.) traf ich mich mit einigen anderen Freiwilligen im „Parque Carolina“ im Zentrum von Quito zum Fußballspielen. Dabei handelt es sich um einen sehr großen und grünen Park, der von den Einheimischen, speziell am Wochenende, ausgiebig für Sport- und Freizeit-Aktivitäten genutzt wird.
Nachdem wir uns einigen Ecuadorianern angeschlossen hatten, die zwei kleine Tore mit hatten, spielten wir einige Stunden intensivst in der glühenden Mittagssonne. Es machte richtig Spaß, war aber auch verdammt anstrengend, u.a. auch deshalb, da unsere Gegner, die sich jeden Samstag dort treffen, bereits ein gut eingespieltes Team waren und uns so vor allem zu Beginn ziemlich alt aussehen ließen.

Danach machten wir uns dann alle auf ins Office, wo wir noch mehr Freiwillige trafen, die, wie wir, alle gekommen waren, um ihr „Transport – money“ ab zu holen (-> Erstattung der Fahrtkosten zum Projekt ).


Am nächsten Tag (Sonntag) stand dann eine recht außergewöhnliche und interessante Sache an, nämlich „Censo“, d.h. Volkszählung. Ist es bei uns in Deutschland nächstes Jahr das erste Mal wieder seit 24 Jahren!!! soweit (zuletzt 1987), so findet solch eine Datenerhebung hier regulär alle vier Jahre statt. Da das letzte Mal jedoch ausgelassen wurde, lag die letzte Befragung auch schon fast ein Jahrzehnt zurück (2001). Was darf man sich nun also unter dem Ganzen vorstellen? Naja, es läuft doch sehr ursprünglich, aufwendig und anders als in Deutschland ab. Durchgeführt wird/wurde der Censo von den Schülern und Studenten des Landes, die dazu kurzerhand verpflichtet wurden. So mussten auch meine beiden Schwestern, bewaffnet mit einem Klemm-Brett durch die Gegend ziehen und die ihnen zugeteilten 14 Häuser erfassen. Das Volk war daher aufgerufen an jenem Tag das Haus nicht zu verlassen, außerdem fuhren von sieben Uhr morgens bis fünf Uhr Nachmittags keine Busse. So blieb ich also mit meiner Mutter zu Hause, bastelte Weihnachtskarten für Familie und Freunde und wartete gespannt darauf, bis unser Haus an der Reihe war. Und um die Mittagszeit war es dann auch soweit. Interessiert verfolgte ich die Befragung, die zunächst um das Haus selber und Details dazu ging, danach ging es dann weiter mit den Bewohnern, und hier kam dann auch ich an die Reihe.
Insgesamt waren es recht viele Fragen, und so manche war schon auch recht, naja, recht bemerkenswert. So wurden ziemlich viele Details zum Haus erfragt, so z.B. wie man dieses erreicht. Darauf gab es die zu erwartenden Antwortmöglichkeiten „über eine Straße“, allerdings war auch „Meer, See oder Fluss“ eine mögliche Antwort. Auch die Frage nach der Anzahl der genutzten Glühbirnen schien mir ein wenig merkwürdig. Darüber hinaus weiß der ecuadorianische Staat jetzt, dass meine Eltern „extranjero“ sprechen (also weder Spanisch noch Quichua), dass ich mich selbst als „blanco“ bezeichne, dass ich lesen und schreiben kann und auch in den letzten sechs Monaten ein Handy, Telefon und PC verwendet habe, und wie viele Stunden ich hier in der Woche arbeite.
Meine Schwestern erklärten mir, dass der ganze Aufwand getrieben wird, um zu erfahren, wem man wie am besten helfen könnte (-> staatl. Hilfen/Subventionen). Dafür mussten natürlich auch die Armen und Ärmsten erfasst werden. Sie erklärten mir, dass es Aufgabe der ältesten Studenten (6. Semester) war bereits in der Früh gegen fünf in Begleitung der Polizei die Obdachlosen in ihren Unterschlüpfen zu erfassen.

Was ich von dem Ganzen halten soll, weiß ich irgendwie immer noch nicht so ganz. Zum einen scheint so etwas in einem Land wie Ecuador, in dem es immer noch viel Armut und Elend gibt wirklich Sinn zu machen, zum anderen ist man ja als Deutscher so ein wenig mit dem „Daten-Privatsphäre-Skepsis-Gen“ ausgestattet ;), und da geht es mir nicht anders (wobei meine Mit-Freiwilligen das Ganze eigentlich durch die Bank super fanden). Schließlich handelt es sich dabei schon um eine sehr umfangreiche und detaillierte Datenerhebung. Und was mit den gewonnenen Ergebnissen genau geschieht, wer diese auswertet und welche Stellen darauf zugreifen können, konnten mir meine Schwestern bis heute nicht richtig erklären, da hieß es dann immer „Die Regierung, das macht alles die Regierung“ was dann irgendwie schon ein recht weit gefasster Begriff ist und im Zweifelsfall auch Bereiche und Behörden umfasst, bei denen man das vielleicht lieber nicht hätte.
Naja, jetzt ist’s jedenfalls vorbei und ich bin um eine Erfahrung reicher, hier in Ecuador ;).


Am nächsten Morgen (Montag, 29.11.) erfuhren Yannis und ich dann in der Schule, dass wir heute die erfreuliche Aufgabe hatten, die beiden fünften Klassen mit ihren Lehrerinnen auf einem Schulausflug in die Stadt zu begleiten. Das Ziel war eine Art Dinosaurier-Museum im Carolina-Park. Dieses stellte sich als recht amüsant heraus, da manche der riesigen Dino-Figuren sich bewegen, kreischen, und mit Wasser spritzen konnten, was die Schüler zum Teil begeisterte, zum Teil aber auch recht verschreckte :).
Danach besuchten wir noch in derselben Anlage eine Art Puppentheater – eine wirklich spaßige Angelegenheit, die zudem Erinnerungen an Kasperle-Theater aus Kindheitstagen hervor rief. Dafür sorgten vor allem die kreischenden Schüler: „Nein Sonne, die Maus versteckt sich da hinter dem Baum!!!!“ usw… ;)
Danach fuhren wir alle gemeinsam, wie auch schon auf dem Hinweg, in unserem „eigenen“ Bus zurück zur Schule. Nachdem ich zu Hause schnell etwas zu Mittag gegessen hatte, machte ich mich auch schon wieder ins „Condado-Shopping-Center“ auf, eine große Mall in der Nähe von Yannis. Dort schauten wir auch schon öfters Champions-League-Partien auf den großen Fernsehern, die im Essensbereich überall hängen. Diesmal trafen wir uns jedoch um uns den „Clasico“ zwischen Barcelona und Real Madrid an zu schauen. Es war wahrlich ein „classe“ Match und eine Machtdemonstration Barcas, das das Spiel letztlich 5:0 für sich entscheiden konnte.

Dann stand eine ereignisreiche Woche „Fiestas de Quito“ mit sehr umfangreichem und vielfältigem Programm auf dem Plan. Die eigentliche Fiesta war erst am Montag (6.12. => Nikolaus = unbedeutend ;) ) in Gedenken an die Stadtgründung, es fanden aber, wie auch schon in Cuenca sehr viele verschiedene Dinge bereits Tage und sogar Wochen davor statt.
So begannen die Feierlichkeiten für mich bereits am Mittwoch (1.12.) relativ spontan mit der „Fiesta de los Pueblos Ancestrales“. Da ich ohnehin aufgrund des Sprachunterrichts in der Stadt war, und ich von dieser Veranstaltung gelesen hatte, schaute ich noch in dem Nahen Centro Historico vorbei, was sich als sehr lohnend heraus stellte: wie der Name vielleicht schon verrät, ging es um die traditionellen Stämme Ecuadors. So traf ich auf einen sehr bunten und farbenfrohen Umzug von meist traditionell gekleideten „Folklore-Gruppen“. Einige führten dann noch einen Tanz um einen aus Naturalien (-> Mais-Körner, Früchte, Blumen, Reis usw…) gelegten Kreis, auf. Dieser erinnerte etwas an ein Mandala in dessen Zentrum man eine Sonne erkennen konnte. Außerdem wurde stark riechendes Holz verbrannt, was ein wenig an eine katholische Zeremonie mit Weihrauch erinnerte. Anschließend wurde noch allen Stämmen und Völkern des Landes gedankt bzw. sie wurden gegrüßt, in dem man sich der Reihe nach in jede Himmelsrichtung wandte, die Hände erhob und eine Art Gebet sprach. Danach folgten noch mal Darbietungen der einzelnen Gruppen auf einer Bühne. Die Ankündigungen und Kommentare wurden, nachdem sie auf Spanisch aufgesagt waren, auch noch, angesichts des Themas, von einem weiteren „Moderator“ in Quechua übersetzt. Es war wirklich interessant mal etwas mehr von der Sprache der Inkas zu hören, wobei ich etwas überrascht war, da ich fand es klang so ein wenig fernöstlich. Zum Abschluss des Abends durfte natürlich nicht die standesgemäße „Pyro – Schow“ mit Turm und Kuh fehlen, die ich bereits aus Cuenca kannte. Diesmal war der Turm aber wohl noch so, 2, 3 m höher :). Schon allein dafür hatte sich das Erscheinen noch gelohnt, da ich so etwas die Tage danach nicht mehr sah.
Leider gibt es von der ganzen Action und dem wirklich sehr stimmungsvollen Abend keine Bilder, da es alles so spontan war, dass ich keine Kamera dabei hatte… :(

Am nächsten Tag (Donnerstag) war dann mal so richtig klassisches Kultur-Programm angesagt. Das heißt im Konkreten, ich endete doch tatsächlich bei einem Freiluft-Konzert des ecuadorianischen Jugend-Sinfonie–Orchesters, das gemeinsam mit einigen argentinischen Künstlern zum Zwecke der Völkerverständigung auftrat. Ebenfalls ein toller Abend – vor der kolonialen Kulisse des „Centros Historicos“ wirkte die wunderschöne klassische Musik noch wesentlich stimmungsvoller und vor der argentinischen Tango-Tanzgruppe die zu manchen Liedern auftrat konnte man auch nur den Hut ziehen. Einzelne Stücke erinnerten mich stark an die Filmmusik des „Herr der Ringe“ und so war es wieder ein sehr schöner Abend der mir sicherlich in Erinnerung bleiben wird.
Eine kleine Anmerkung vielleicht noch, ich fand es nämlich ganz witzig, dass die Musiker keineswegs übermäßig jung waren, aber naja, eventuell waren sie dies ja noch bei der Gründung des Orchesters vor 25 Jahren ;).





Die Tanzgruppe, die auch mehrmals das Kostüm wechselte.


Da der Freitag dann der letzte Schultag vor den Fiestas war, war noch ein wenig Action bei mir im Projekt angesagt. Zunächst einmal wurde das sonst normalerweise am Montag-Morgen stattfindende Programm (-> alle Schüler im Pausenhof nach Klassen geordnet antreten, Hymne singen mit dazu gehisster Flagge und jedes Mal muss eine andere Klasse zu einem bestimmten Thema etwas vorbereiten, z.B. Sketch, Plakate usw…)), also, das wurde schon vorgezogen. Diesmal war die septimo, also die älteste Klasse dran. Sie hatten sich recht viel Mühe gegeben und einen Tanz zum Quito-Lied einstudiert, witzig war dabei, dass zunächst unsere Direktorin, dann ein weiterer Klassenlehrer und dann auch noch ich zum tanzen raus geholt wurden – dies sorgte natürlich, wie ihr euch vorstellen könnt, für große Heiterkeit bei den restlichen Schülern. Danach sangen sie dann noch das von uns im Englischunterricht einstudierte „Rudolph the red nose reindeer“ – naja, ich sag mal so viel dazu, sie waren so clever, das Mikro immer zwischen den 3, 4 Schülern rum zu reichen, die den Text wirklich gelernt hatten, der Rest stieg bei der einen oder anderen Zeile mit ein, und bewegte sonst sehr überzeugend die Lippen… ;) :D
Nach der Schule gab es dann noch ein gemeinsames Mittag-Essen der Lehrer, bei welchem auch sehr viel gescherzt und gelacht wurde.

Am Nachmittag machte ich mich dann zum Yannis auf mit dem ich gemeinsam in die Stadt fuhr um den Abend mal wieder ganz traditionell im Mariscal zu verbringen ;) . Wie gewohnt begann der Spaß in unserer Stammkneipe (-> Bier und Döner… ;) ). Als wir danach feststellen mussten, dass aufgrund der Fiestas die schlechten Clubs nun Eintritt verlangten und die besseren noch mehr als üblich, spazierten/irrten wir noch geraume Zeit durchs Mariscal bis wir beschlossen mit dem Gefeilsche ums Taxi zu beginnen. Langweilig wurde einem dabei aber nicht, da Cuenca uns ja bereits gelehrt hatte, dass die Welt, und Ecuador erst recht, ein Dorf ist, und man alle Nase lang auf Personen trifft, die man kennt, die jemand anderes aus der Gruppe kennt oder die ihrerseits meinen einen zu kennen. So dauerte es denn auch nicht lange, bis einige Jungs die in meiner Siedlung wohnen den scheinbar doch etwas auffälligen Deutschen wieder erkannten und mich ansprachen. Mit leicht gelöster Zunge unterhielten wir uns noch sehr lustig und gingen dann wieder jeweils unserer Wege. Der meine führte mich zu Yannis, wo ich schon davor geplant hatte zu übernachten (-> nicht ganz so weit im Norden und daher billigere Taxi-Fahrt).



Krasses Sicherheits-Aufgebot zu den Fiestas...


Nachdem wir uns am nächsten Morgen etwas ausgeschlafen hatten, machten wir uns am späten Vormittag dann auf in Richtung Carapungo, wo diesen Nachmittag der „Dorf-Umzug“ stieg, bei welchem natürlich auch unsere Schule und somit auch wir beide nicht fehlen durften. Zu diesem Anlass hatte schließlich bereits seit Wochen eine Gruppe aus hochmotivierten Mädchen und halbwegs gelangweilten und rumblödelnden Jungs einen traditionellen Tanz einstudiert. Außerdem konnten wir darüber hinaus mit einem von Eltern zum „Schul-Fiesta-Wagen“ umgerüsteten Kinder-Gefährt, unseren Schulprimusen/Flaggenträgern (-> grooße Flaggen) und einem „Bandera (=Flaggen)-Wald“ punkten. Die scheinbar wirklich ziemlich große Parade, die auch von zahlreichen Zuschauern am Straßenrand bejubelt wurde, zog sich in ca. zwei Stunden einmal durch den ganzen Ort.
Yannis und ich vertrieben uns die Zeit überwiegend mit Fotos machen und unseren persönlichen „Yogoso-Rekord“ auf zu stellen. Dabei handelt es sich um kleine Eissnacks (vielleicht ähnliche Menge wie ein Mini Milk) in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen (z.B. Apfel/Birne, Ananas/Kokos oder Guayabana). Diese kann man bei „mobilen Verkäufern“, die mit Kühlboxen durch die Gegend laufen, an verschiedenen Orten (Straßenrand, in Bussen) für 15 Cent erstehen.
Ich habe mit meinem fünften auf dem Nachhause Weg die Messlatte jedenfalls schon recht hoch gelegt :D.



Unser lustiges Gefährt :)



Joel (re.) und sein kleiner Bruder.



Die "Chicos" in ihrem Kostüm. (Viktor + 3x unbekannt :) )



Die süßen Kids der Pre-Basica (-> 1. Klasse, ca. 5 Jahre)



Unsre Mädels beim tanzen...



...und die etwas lustlosen Jungs ;).



Da ein Kabel für den CD-Player fehlte, bekamen wir einfach kurzerhand unsere eigene Band :).



Unsere Gruppe wie sie gerade den Hügel herunter kommt, am Schulplakat Aude, eine andere Freiwillige aus der Schweiz und Jonathan, unser Schul-Sekretär.



Unser "Fahnenzug".


Im Anschluss an den Umzug ging ich dann erst mal nach Hause – viel Zeit zum ausruhen blieb allerdings nicht, da ich mich am frühen Abend schon wieder in die Stadt aufmachte, dort stieg an jenem Abend nämlich ein Konzert mehrerer Gruppen am „Plaza Foch“, dem zentralen Platz des Mariscals – das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Als ich ankam hatte gerade „Tomback“ das spielen begonnen, eine recht amüsante Percussion-Gruppe, auf die meine jüngere Gastschwester total abfährt (sind ja auch alles richtig „süße“ Jungs… :P ^^). Darauf folgte eine ziemlich gute Ska-Band die für ordentlich Stimmung sorgte. Während diesem Auftritt stießen auch Fabian und Yannis zu mir die sich erst später auf den Weg gemacht hatten. Danach folgte dann wohl der Höhepunkt des Abends, nämlich Papa Chango. Dabei handelt es sich um eine in Ecuador sehr populäre Dancehall-Reggae-Band aus Quito, die mich sehr stark an Seed erinnert – ebenfalls eine sehr große Band (ca. 15 Leute), besetzt mit einer Reihe unterschiedlicher Instrumente, so z.B. mit Bläsern, einem Keyboard und mehreren „Rhythmus-Geräten“ (-> Bongos usw…) und z.T. zum verwechseln ähnlicher Sound (naja, eben auf Spanisch ;) ).



Trompeter und Saxophonist von Papa Chango.

Die Menge ließ sich auch super mitreißen, und so dauerte es nicht lang bis sich ein hübscher Pogo-Kreis gebildet hatte, welcher sich bei den flotteren Liedern immer wieder fand, ähnlich wie bei Mono & Nikitaman auf dem CRS. In diesen stürzte ich mich sofort begeistert, froh um die Abwechslung die er zu dem sonst STÄNDIGEN!!! Salsa-, Merengue- und Reggaeton-Getanze bot. Nach einem absolut genialen aber auch ziemlich anstrengendem Auftritt, während welchem die Band auch ihren sechsten Geburtstag mit Schampus feierte :), zog es uns in „unsere“ Bar, wo wir uns erst mal ein kühles Bier gönnten.



Am Ende gabs noch ein Feuerwerk.

So verpassten wir die folgenden zwei oder drei „Lückenfüller-Bands“ und kamen gerade rechtzeitig wieder als die zweite und letzte richtig bekannte und gute Gruppe das Spielen begonnen hatte – Alma Rasta. Dabei handelt es sich nun um eine wirklich traditionelle und klassische Reggae-Band, u.a. mit Mitgliedern mit richtig langen und eindrucksvollen Dreads :D. Mit diesem stimmungsvollen und entspannten Sound klang der Konzertabend dann so gegen halb eins aus. Wäre es nach mir gegangen, hätte der Abend nun gerne zu Ende sein können, leider war er dies aber noch nicht. Zunächst gingen wir noch in einen Club in welchem das Auffälligste der merkwürdige Kolumbianer, der uns ein Glas Rum nach dem anderen andrehen wollte, und die Strip-Show waren. Danach zeigte sich dann einer der recht nervtötenden Nebeneffekte des weg gehns hier in Ecuador: Nachdem die Mehrheit beschlossen hatte, noch in einen weiteren Club für 5$ Eintritt weiter zu ziehen, ich darauf aber keine Lust mehr hatte, war somit meine „Taxi-Gemeinschaft“ zerbrochen. Hier in Ecuador ist es nämlich zwar wesentlich günstiger Taxi zu fahren als in Deutschland, da es aber doch recht weit aus dem Zentrum zu mir ist wird es bei Nacht doch immer relativ teuer (mind. 10$). Daher fahre ich in der Regel mit einigen Leuten, die auch im Norden wohnen heim um mir die Kosten zu teilen. Da ich aber keine Lust hatte noch bis in die Puppen im Mariscal die Zeit tot zu schlagen musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und ohne die anderen fahren, immerhin konnte ich mit Fabian gemeinsam heim fahren, so dass wir uns die Kosten teilen konnten.
Am nächsten Morgen schlief ich dann erst mal bis zum späten Vormittag. Am Nachmittag kam dann Fabian bei mir vorbei von wo aus wir dann gemeinsam in die Stadt fuhren wo er einige Besorgungen machen musste. Nachdem wir per Zufall wieder über einige „Mit-Freiwilligen“ im Einkaufszentrum stolperten waren wir schon schnell wieder eine recht große Gruppe mit der ich dann zwar noch ins Mariscal zog, wo ich mich aber nicht lang aufhielt um mit einem der letzten Busse noch nach Hause zu fahren und so nicht den gleichen Stress wie am Vorabend erleben zu müssen.



Dekoration in meiner Siedlung (-> alle Häuser baugleich).



Que viva Quito!!!



Meine Straße hat eindeutig gewonnen... ;)


Für den nächsten Morgen (Montag, 6.12.)hatte ich mich dann mit ein paar anderen am „Terminal Norte“ des „Trole-Busses“ verabredet, einer der drei großen Buslinien, die Quito auf eigenen Fahrbahnen mit regulären Haltestellen in Nord-Süd-Richtung durchqueren. Von dort machten wir uns dann in den Süden Quitos auf, wo bereits seit drei Tagen (Freitag) „Feria Quitumbe“ (-> Quitumbe = Name des Stadtteils) statt fand, eine Art Volksfest und eine der Haupt-Aktionen der „Fiestas de Quito“. Am besten lässt sich das ganze wohl als eine Mischung aus Tollwood und Festival beschreiben: zum einen gab es zahlreiche verschiedene Stände, darunter viel verschiedenes Essen und Kunsthandwerk, zum anderen waren noch viele weitere Zelte aufgebaut, in denen (Kinder-)Programm geboten wurde, so gab es z.B. Seifenkisten-fahren, Sackhüpfen, ein „Bailodromo“ (= “Tanz-Zelt“ mit Vortänzer :) ), Vorführungen von Breakdancern und viele Tischkicker.
Außerdem waren noch zwei große Bühnen aufgebaut, auf denen an den Nachmittagen immer diverse Bands spielten. Und dies war auch der eigentliche Anlass, warum wir an jenem Vormittag eine Stunde durch die Stadt tingelten: Um 12 Uhr Mittag traten dort nämlich „The Wailers“ auf, die ehemalige Band von Bob Marley und Peter Tosh. Der Auftritt war dann, wie erwartet, richtig genial!!! Überwiegend spielten sie natürlich die zahlreichen „alten Klassiker“ wie „No woman, no cry“, „Get up, stand up“ oder „Three little birds“. Mit den vielen, entspannten Leuten, der chilligen Musik und den vereinzelten, nassen Stellen die in der Sonne verkrustet waren, unter den vielen Füßen aber wieder matschig wurden und das Stinken begannen kam auch richtig CRS 09 - Stimmung auf – ich musste schon öfters wehmütig an diese hammergeilen drei Tage zurück denken… :)
Insgesamt ein verdammt cooles Konzert!!!!







The crowd - den Fotografen freuts. :)




Danach suchten wir uns an einer der unzähligen „Fressbuden“ etwas zum Essen und setzten uns damit in die Wiese.
Danach machten sich einige auf den Rückweg, ich wollte jedoch noch mit ein paar anderen bis zum frühen Abend warten, dann sollte nämlich Papa Chango auftreten :). Nachdem ich von ihrem Konzert zwei Tage zuvor schon so begeistert war, wollte ich mir eine zweite Vorstellung innerhalb von nur drei Tagen nicht entgehen lassen ;). Die Wartezeit nutzte ich um über das Gelände zu schlendern und mir die verschiedensten Stände, Shows und Künstler an zu sehen. Nun kam wirklich richtiges Tollwood-Feeling auf!!





Seifenkisten fahren für die Kinder.



Sackhüpfen.



Ich weiß bis heute nicht genau, was der Kerl da verkauft hat, sah jedenfalls batzig aus... ;)



Riesen-Tischkicker für acht Personen!!! :)



Garantiert biologisch abbaubarer Zaun. :D


Um sechs begann dann endlich das Konzert – leider konnte es nicht ganz mit dem im Mariscal mit halten. Zum einen lag das an dem Publikum, welches, wohl aufgrund der Umgebung (-> „Volksfest“) zum Teil auch aus Familien mit kleinen Kindern bestand, weshalb nicht soo eine unglaubliche Stimmung entstand, und zum anderen daran, dass die Tontechniker nicht ganz vom Fach zu sein schienen… ;). Naja, es war trotzdem ein richtig geiler Auftritt, der leider aber etwas zu kurz war – aufgrund des engen Zeitplans (-> noch andere Künstler) und da die vorangegangene Band zu lange überzogen hatte, musste Papa Chango sichtlich genervt und verärgert, um nicht zu sagen, extrem wütend, die Bühne verlassen.
Danach begaben wir uns auf die mühsame Rückfahrt durch die Wirren Quitos, und so kam ich schließlich gegen halb neun an der Avenida Amazonas an, der größten Straße, die das Mariscal kreuzt. Dort machte ich noch mal Halt, um mich mit einigen zu treffen, die bereits früher aus Quitumbe zurück gekommen waren, um sich noch einen großen Umzug anzusehen, der dort um halb acht begonnen hatte. Diesen verfolgte ich auch noch eine Stunde lang – so zogen ein Collegio, „Trachtenverein“ und Festwagen nach dem anderen an uns vorbei. Unter den Teilnehmern befanden sich große Marschkapellen, Fahnenschwenker, Tänzer in traditionellen Kostümen und Cheerleaderinnen. Bejubelt von einer begeisterten Menschenmenge zogen sie langsamen Schrittes vorüber und führten alle 20-30m erneut ihr Programm vor.
Beendet wurde das Ganze durch ein „klassisches“ Feuerwerk.
Leider gibt es ab dem zweiten Konzert keine Bilder mehr, also auch nicht von dem großen Umzug, da der Akku meiner Kamera dann leer war :(.


Nach einer nur kurzen Atempause ging es für mich nach diesem „Fiesta-Marathon“ ja aber gleich weiter. Schließlich stand am Donnerstag (9.12.) mein 20. Geburtstag an – der erste in der weiten Ferne. Aber der Reihe nach. Am Mittwochabend machte ich mich daran zwei Schokokuchen zu backen – einen noch für meine jüngere Gastschwester, die am vorangegangenen Freitag (3.12.) 17 geworden war, aufgrund der Fiestas de Quito hatte ich allerdings keine Zeit mich in die Küche zu stellen, und der andere, naja, nachdem ich sowieso schon dabei war, dachte ich mir, könnte ich mir ja selber auch gleich einen mit backen :). Naja, als ich dann so in der Küche noch rum wuselte und aufräumte, während die Kuchen sich im Ofen befanden kam um fünf nach zwölf dann meine komplette Familie runter, mitsamt einem absolut genialem Kuchen mit einer brennenden „20-Kerze“ darauf. Wirklich total süß!!! Vor allem, da meine Familie ja auch normal recht früh ins Bett geht, so hatte eine meiner Schwestern auch schon ihren Pyjama an, während die andere gerade noch geduscht hatte. Dann wurde noch für mich gesungen, ich durfte die Kerze ausblasen und mir dabei etwas wünschen und dann noch mein Geschenk auspacken, ein ziemlich cooler Kapuzen-Pulli über den ich mich sehr gefreut habe. Außerdem gab es noch eine total nette Geburtstagskarte. Nachdem ich die Kuchen aus dem Rohr gezogen hatte gingen wir dann alle schlafen. Diese schmeckten zwar sehr lecker, waren allerdings alles andere als schön an zu sehen, da zwischendurch, von mir unbemerkt, das Gas ausgegangen war, die Kuchen abkühlten und so in sich zusammen vielen.



Meine Familie - Azalea (Mutter, Direktorin, 41), Dani (jüngere Schwester, gerade 17 geworden), Bernie (ältere Schwester, fast 19) (v.l.).



Geburtstags-Kuchen und Glückwunsch-Karte.



Nochmal der extrem geniale Kuchen!!

Am nächsten Vormittag in der Schule wurde mir nach und nach von immer mehr Schülern und Lehrern gratuliert (das musste sich wohl auch erst rum sprechen ;) ) und nach der letzten Stunde hatten wir dann noch eine kleine „Feier“ im kleinen Kreis in unserem Englisch-Sport-Musik-Raum (mit eben diesen Lehrern ;) ) mit Kuchen, Cola und Chips, wie auch schon zum Geburtstag einer anderen Lehrerin und Alex, eines Australiers, der nur für ein paar Wochen hier war.



Einige meiner Kollegen - Evelyn (Lehrer für die Jüngsten/Erste), Yubelki (Sportlehrerin aus Kuba), David (neuer Freiwilliger aus Schweden, arbeitet mit Evelyn), Ich mit Kuchen :), Chris (Englischlehrerin für die älteren, mit der ich arbeite), Caterine (Englischlehrerin für die Kleinen, mit der Yannis arbeitet), Yannis (v.l.).

Nach der Schule hatte ich dann noch, wie jeden Donnerstag, Fußballtraining mit den Mädchen unserer Schule, wobei ich mich danach schnell vom Acker machte um zügig nach Hause zu kommen – schließlich wollte ich an diesem besonderen Tag noch mit meiner Familie in München skypen. Dies tat ich dann auch für über eine Stunde und am Abend gab es zur Feier des Tages noch Pizza vom Italiener und Berge von Kuchen (insgesamt vier, meine Schwester hatte auch noch gebacken :) ).

Am nächsten Nachmittag/Abend wollte Yannis eigentlich mit mir backen und danach bei mir übernachten. Fabian hatte sich auch noch angekündigt, doch da Yannis mir dann kurzfristig absagte kam eben nur Fabian. Es war wirklich ein witziger und netter Abend, wir aßen noch Pizza und Kuchen vom Vortag, redeten viel über Bücher und Filme (u.a. Harry Potter, Herr der Ringe und der kleine Hobbit) und schauten danach noch einen Film. Am nächsten Morgen schliefen wir dann bis in den späten Vormittag. Nachdem wir uns noch Frühstück gemacht hatten packte es Fabian und ich machte mich daran meine zahlreiche Geburtstags-Post zu beantworten, womit ich mehr oder weniger den restlichen Tag verbrachte. Am spät-Nachmittag stellte ich mich dann noch mal in die Küche und backte Brownies für die „Party“ die am Abend noch steigen sollte.
Ich hatte nämlich beschlossen, mich an eine bereits geplanten Chiva-Party dran zu hängen. Wahrscheinlich wissen jetzt die wenigsten, was eine Chiva ist. Dabei handelt es sich um eine für Ecuador typische Form des Feierns – kleine Trucks, die als Aufbau lediglich ein kleines Führerhäuschen vorne drauf haben und ansonsten hinten eine große, freie und überdachte Fläche auf der dann getanzt wird. Manche haben noch eine kleine Live-Kapelle auf dem Dach (einige Bläser + Trommeln), andere, so auch unser Gefährt, einfach eine Anlage mit Boxen.
Dafür zahlt man einmal „Eintritt“ und fährt damit dann einfach kreuz und quer durch die Gegend ohne eigentlich viel von der Umwelt mit zu bekommen.
So trafen wir uns zunächst bei Johanna, einer anderen Freiwilligen, im Projekt um dort noch ein bisschen was zu trinken. Von dort machten wir uns dann, gemeinsam in zwei Taxis gezwängt, auf in Richtung Mariscal, wo die Fahrt beginnen sollte.
Bei unserem Gefährt handelte es sich um eine von anderen gebuchte „Privat-Chiva“, weshalb sich alle Mitfahrenden mehr oder weniger irgendwie kannten. So fuhren wir einige Stunden (-> ich verlor dabei sowohl Zeit- als auch Orientierungs-Gefühl :) ) durch die Straßen Quitos, es gab „Frei-Canelazo“ ( = alkoholhaltiges Heißgetränk, bisschen so wie Glühwein) und wir hatten eine Mords-Gaudi. Einmal hielten wir an einem Park, damit sich alle etwas austoben und Wasser lassen konnten und so gegen eins kamen wir dann wieder an unserem Ausgangspunkt an.
Insgesamt ein wirklich super witziger und spaßiger Abend!!! :D



Unser Party-Mobil!! :D

Soo, das war jetzt aber echt viel Fiesta und Party auf einmal, und so komme ich nun langsam aber sicher zum Schluss. Naja, wobei, mit Weihnachten und Silvester folgen ja schon die nächsten Festivitäten, aber damit kann man schon wieder einen eigenen, kompletten Blog-Eintrag füllen, und so müsst ihr euch damit noch ein wenig gedulden.
An den setz ich mich jetzt quasi direkt im Anschluss ;).

Und nachdem sich mein „Champions-Bier“ (-> „Liga-Kollektion“ ;) ) jetzt auch langsam dem Ende zuneigt, werd ich wohl mal zum Ende kommen und mich aufs Ohr hauen, ist ja auch schon wieder lang genug geworden :).
Aber wo ich gerade davon gesprochen habe fällt mir zu dem Thema noch ein: Liga ist Meister!!! :D
Allerdings unterscheidet sich der Weg dorthin hier schon deutlich von dem der deutschen Liga - das Jahr ist ohnehin in zwei getrennte Saisons geteilt mit jeweils einer Hin- und einer Rückrunde (lediglich 12 Teams). Wer am Ende dieser 22 Partien ganz oben steht (in diesem Fall Liga) ist aber noch nicht Meister sondern muss noch ein Finale mit Hin-und Rückspiel gegen den zweiten bestreiten (diesmal Liga gegen Emelec aus Guayaquil) – eigentlich ganz lustiger Modus.

Naja, aber ich wollte ja eigentlich zum Ende kommen, also, ganz viele liebe Grüße aus Quito,
euer Moritz