Montag, 13. September 2010

Projektbeginn und Wochenend-Unternehmungen

Wie angekuendigt folgt nun der naechste, zugegebenermaßen ziemlich lange Eintrag, u.a. mit den ersten Eindruecken aus meinem Projekt und zwei weiteren, extrem ereignissreichen Wochenenden.
Aber der Reihe nach…
In der ersten September-Woche hatte ich zunaechst noch weiterhin bis einschließlich Mittwoch Spanisch-Schule, jetzt eben mit der kompetenteren Lehrerin – einfach ein Unterschied wie Tag und Nacht, anspruchsvoller Unterricht, mit vielen Dialogen und dadurch insgesamt mehr Motivation die 4 Stunden konzentriert zu bleiben.
Am Mittwoch schrieben wir dann eigentlich noch eine Art „Abschlusstest“, das verlief allerdings ein bisschen komisch, da unsere Gruppe den korrigierten Test irgendwie bis heute nicht wieder hat, was ich aber interessant faende, um zu sehen, welche Fehler man gemacht hat.
Naja, wir koennten ihn wohl jetzt im VASE-office in Quito abholen, nachdem aber jetzt mein Projekt begonnen hat, komme ich auch nicht mehr soo haeufig in die Stadt.

Am Donnerstag hatten wir, Yannis, Aude = eine weitere Freiwillige, die die Haelfte der Woche in unserem Projekt als Kunstlehrerin arbeiten wird, und ich, gemeinsam mit Gina vom office, dann unseren ersten Projektbesuch:
Wir wurden dem „Projektbesitzer“ Luis vorgestellt, ein Ecuadorianer, der aber deutsch spricht, da er mit einer Schweizerin verheiratet ist (daher auch Instituto SUIZO (= Schweiz auf spanisch :) ). Mit ihm und Gina sprachen wir dann ueber das kommende Jahr, ueber Regeln in der Schule usw…
Außerdem wurden wir dem Lehrerkollegium vorgestellt, das gerade Lehrerkonferenz hatte (-> letzte Ferienwoche), danach wurden Yannis und ich dann gleich noch zum basteln eingespannt, wir halfen einigen anderen Lehrern aus unterschiedlichen Materialien Dinge fuer die Fenster der Schule zu basteln, zb Sonnen oder eine Schildkroete. Yannis und ich ueberboten uns dabei geradezu in Langsamkeit, was die Lehrerinnen wiederum sehr amuesant fanden, die aber ohnehin pausenlos am „schnattern“ waren. ;)

Am Freitag hatten wir dann unsere Abschlussveranstaltung mit den Freiwilligen und dem VASE-office: ein großes Picknick im Carolina-Park in Quito, zu dem jeder sein bis dahin favorisiertes ecuadorianisches Essen mit nehmen sollte, ich kaufte daher 30 Baumtomaten fuer 3$ und machte daraus eine Menge Saft.
Das Picknick war sehr spaßig, es gab viel leckeres Essen und danach spielten wir noch Fußball.

An diesem Punkt muss ich dann jetzt auch mal allgemein ein Wort zum Essen hier in Ecuador verlieren: es ist einfach ausgezeichnet!!!!
Wie mir bereits angekuendigt wurde, stimmt es tatsaechlich, dass hier extrem viel Reis (-> fast zu jeder Mahlzeit) und „Pollo“ (=Huehnchen) gegessen wird, was aber nicht weiter schlimm sondern sehr lecker ist. Lustig finde ich, dass wenn wir mit vegetarischen Freiwilligen essen waren, und diese nach „sin carne“ (= ohne Fleisch) fragten, die Bedienung immer meinte, ah, ja klar, Pollo. :) „Carne“ heißt naemlich zwar eigentlich uebersetzt „Fleisch“, bedeutet aber hier, alles Fleisch außer Gefluegel :).
Darueber hinaus gibt es eigentlich zu jedem Essen, egal ob im Restaurant oder in der Gastfamilie einen frisch gepressten oder gemixten (-> im Mixer^^) Saft oder auch Milchshake, und zwar zum Teil aus Fruechten, die ich noch nie davor gesehen oder auch nur davon gehoert habe, wie zb Baumtomate, Naranjilla, Taxo und vielen anderen, oder eben aus „bekannten Fruechten“, wie zb Ananas, Banane, Orange, Papaya, Maracuja oder Honigmelone. -> LECKER!!!!! :D


Vor dem Picknick hatte ich noch meinen „Censo“ beantragt, ein kleiner, relativ windiger Ausweis im Scheck-Karten-Format, der mich fuer das kommende Jahr quasi zu einem „Ecuadorianer“ macht, mit dem Vorteil, dass hier bei allen Sehenswuerdigkeiten (zb Mitad del Mundo) und Nationalparks zwischen Einheimischen und „Auslaendern“ unterschieden wird, was sich dann im Preis niederschlaegt, ich krieg also in Zukunft bei vielen Dingen Verguenstigungen
Kleine Anmerkung, wer dachte, Behoerdengaenge in Deutschland seien schlimm, der sollte mal versuchen in Ecuador/allgemein Suedamerika etwas zu beantragen:
die Censos wurden an zwei Schaltern ausgestellt, Schalter zwei hatte durchgehend Kaffee-Pause, bis eine halbe Stunde vor Schließung, da wollte er wahrscheinlich, dass was voran geht, damit er nach Hause kann. Insgesamt wartete ich so mehr als 1,5 Stunden. Meine Gastschwestern meinten dazu, wenn man hier etwas beantragen moechte, geht man zu der entsprechenden Behoerde, und wenn die Lust haben, dann kriegt man was man will, und wenn sie keine Lust haben, muss man halt am naechsten Tag wieder kommen. :D

Am Freitag-Abend gingen wir dann auch wieder feiern, ein letztes mal mit den Leuten, die ab Montag (6.9.10) dann in ihre weiter entfernten Projekte kamen. Wir haben mittlerweile unsere „Stammkneipe“ gefunden, in der es das Bier billig und richtig schoen kalt gibt, in der eine gute Stimmung herrscht und in der es außerdem noch Döner fuer 1,50$ gibt!! :D
Die Bedienung hat uns auch schon wieder erkannt, und so waren wir bereits am Scherzen, dass wir in ein paar Monaten dort einen Stammtisch eingerichtet bekommen.:)


Am naechsten Morgen musste ich dann bereits um 6 aufstehn, da der Wochenendausflug mit meiner Gastfamilie anstand, was der Anlass oder Hintergrund des ganzen war, ist mir bis heute schleierhaft, jedenfalls fuhren wir in einem Kleinbus mit ca. 15 anderen Leuten Richtung Norden/Otavalo.
Es handelte sich ueberwiegend um „aeltere Semester“, einzige Ausnahme bildeten meine Gastschwestern und ich und eine Familie mit zwei Soehnen, einmal in unserem und einmal im Kleinkind-Alter. Zunaechst fuhren wir direkt auf die Hacienda, in der wir uebernachteten und luden das bisschen Gepaeck aus. Unterwegs hatten wir einen tollen Blick auf den eindrucksvollen Cayambe-Vulkan, der mit seinen 5790m der dritt-hoechste Berg Ecuadors ist. Ein Highlight wartete dann gleich bei der Ankunft auf der Hacienda: ein zahmer und unglaublich bunter Papagei, der urspruenglich aus dem Amazonas stammt und von dem Besitzer des Hauses nun als Haustier im Garten (auf dem Avocado-Baum :) )gehalten wird!! Soo ein schoener Anblick!! :)



Zahmer Papagei.





Danach brachen wir mit dem Bus auf und klapperten mehr oder weniger die gleichen Stationen wie eine Woche davor ab: Krater-See, Wasserfall (wobei es diesmal zu kalt zum baden war, es nieselte auch leicht), und dann Otavalo-markt. Obwohl ich die Orte schon kannte, war es trotzdem schoen, auf dem Markt in Otavalo, wo ich mich die Vorwoche noch zurueckgehalten hatte, kaufte ich auch einen sehr schoenen Alpaca-Pullover fuer nur 13$ (-> meine Gastmutter kann echt gut feilschen ;) ) und diverse anderen Kleinkram (zb Umhaengetasche, Federmaeppchen…).



Peguche-Wasserfall bei Nieselregen.



Soll Glueck bringen, wenn man den Baum umarmt.



Krasser Baum!!



Pulli aus Otavalo.

Am Abend spazierten wir dann noch zu einer kleinen Marien-Grotte in Otavalo und fuhren dann heim. Am naechsten Morgen standen wir frueh auf, packten unsere Sachen und fuhren nach dem Fruehstueck zu Thermal-Becken, die irgendwie von Vulkanen beheizt werden und super angenehm und entspannend waren.
Nach einigen Stunden „Schrumpel-action“ ^^, fuhren wir mit einigen Zwischenstopps, u.a. zum Mittagessen wieder nach Hause.



Thermal-Bad.



Aussicht vom Becken.



Am Montag (6.9.10) begann das Projekt dann erst richtig, mit dem ersten Schultag fuer die Erstklaessler. Ich wurde dafuer in ein Katzenkostuem gesteckt und eine Englischlehrerin in ein Prinzessinkostuem, eigentlich sollten wir Tom & Jerry sein, aber so waren wir halt Tom & Prinzessin`. :) Gemeinsam mit Yannis und Aude durften wir dann Bonbons an die Kinder am Schultor verteilen – ein Riesenspaß!!! :D
Danach kam dann so eine Art „Flaggen-Appell“ fuer die Kinder: sie sollten sich in Reihen aufstelln (die meisten weinten jedoch und irrten umher), dann kam die Ecuadorianische Hymne, bei der alle die rechte Hand aufs Herz legen und die Flagge anschauen sollten, es folgten Reden des Projektleiters und der Schuldirektorin (= meine Mutter), außerdem noch die Hymne Quitos und eine weitere, die ich nicht erkannte. Insgesamt fand ich die ganze Prozedur etwas befremdlich und merkwuerdig, aber das scheint hier eben so Sitte zu sein.
Danach bastelten Yannis und ich Tiere fuer die Fenster des englisch-Raums – wir waren zwar wieder sehr langsam aber es machte richtig Spaß!



"Begrueßungskomitee" mit Bonbons, v.l. Aude, Ich (-> Katze :) ), Michelle.



Flaggen(v.l. Schulflagge, Ecuador, Quito, Schweiz).



Nach getaner Arbeit.



Yannis Meisterwerk - bunter Elefant :).

Am naechsten Tag waren dann die restlichen Kinder (2.-7.) dran, wir durften wieder Empfangskomitee am Eingang spielen und danach folgte eine aehnliche Prozedur wie am Vortag, mit dem Unterschied, dass die aelteren die Hymne richtig inbruenstig mitsangen und 5, 6 mal auf Anweisung eines Lehrers im Sprechchor „Ecuador“ – „mi pais“ (Ecuador – mein Land) sagten, ja, fast schrien, und dabei dann „stramm standen“ – daran muss ich mich erst mal noch gewoehnen. :S
Im Anschluss daran langweilten Yannis und ich uns bis halb eins, dann gab es noch ein gemeinsames Lehrer-Mittagessen in der Schule, wobei die Lehrer viel ueber ihn und mich sprachen und lachten, was wir aber nicht ganz alles verstanden, es war aber nich weiter schlimm.
Außerdem bekamen wir noch unserer Schul-shirts: hell-lila :S, mit dem Schulemblem.
Meins ist mir eigentlich zu klein, unten zu kurz und die Aermel ziehen, aber Luis erklaerte mir, das sei die groeßte Groeße, Ecuadorianer seien nun mal nicht groeßer. :)

Ab Mittwoch begann dann der „Arbeitsalltag“:
Aufstehen muss ich bereits um 5:45 :S um mich dann rechtzeitig mit Azalea auf den Schulweg zu machen, dazu laufen wir ein Stueck zur Haltestelle, fahren 5min mit dem Bus und muessen dann noch mal etwas zu Fuß gehen.
Um kurz vor sieben stempeln wir dann in die Schule ein und warten bis der Unterricht beginnt:
Ich unterrichte gemeinsam mit Chris, einer Englischlehrerin der Schule, die Klassen 4c, 5a, 5b, 6a, 6b und die siebte. Scheinbar ist sie auch eigentlich noch am studieren, so ganz habe ich das aber noch nicht verstanden. Jedenfalls brauch ich mir hier wegen meiner Englischkenntnisse sicher keine Sorgen zu machen… ;)
Jede Klasse haben wir einmal taeglich und dann noch zwei Freistunden, im Unterricht machen wir dann halt einfache Dinge wie „Introduction questions“ (What’s your name? How old are you? Whats your favourite soccer team? usw), Farben, Fruechte und Tiere.
Insgesamt macht es Spaß und die Kids sind auch nett und lustig, natuerlich manche mehr, manche etwas weniger, ich habe glaube ich auch schon meine „Lieblingsklasse“ gefunden, die einfach noch etwas aufgeweckter und weniger anstrengend als die anderen sind und wo es einfach riesen Spaß macht!
Nach der Schule, die um halb zwei endet, laufe ich dann zu Fuß nach Hause, was ca. 25-30min braucht
Wie es in der Schule weiter geht und was ich in dem Jahr dort so mache muss sich erst noch zeigen und haengt wohl auch ein wenig von meinem Fortschritt beim Spanisch lernen ab, zunaechst einmal bin ich gluecklich mit dem, was ich jetzt mache.

Nach der Schule habe ich mich jetzt letzte Woche bereits zwei mal mit Yannis getroffen, ab naechster Woche wollen wir vielleicht mal sehen, ob wir nicht 2-3 mal die Woche bei einem Golfplatz ueber den Zaun steigen koennen, um dort laufen zu gehen.

Am Samstag (11.9.) fuhr ich in der frueh mit dem Bus nach Quito rein, um mich dort mit einigen anderen Freiwilligen vor der Talstation des Teleferiquos zu treffen, der Gondelbahn, die ein Stueck auf den Vulkan „Pichincha“ hoch faehrt, den „Hausberg“ Quitos.
Das Wetter war zwar sehr schoen, allerdings war es leider ziemlich diesig, weshalb man kaum etwas von der „Straße der Vulkane“ (-> Cotopaxi, Chimborazo) sah.
Von der Gondel (ca. 4100m), wo wir gegen 11:00 ankamen, fuehrt ein Pfad auf den Gipfel des Pichincha, auf welchem wir los liefen/spazierten. Aufgrund der vielen „Fotopausen“ und der Gruppengroeße (13 Leute), kamen wir allerdings nur langsam voran und brauchten so fuer die ersten 100hm 45min. Da aber am Pichincha immer im Laufe des Nachmittags Nebel aufzieht, konnten wir es so nicht schaffen, weshalb sich die Gruppe trennte, und die weniger fitten und auch Kleidungsmaeßig nicht so gut geruesteten zurueck blieben. Letztlich gab es dann vier Leute, die zuegig und mit dem Ziel „Gipfel“ vor Augen los gingen: Fabian, Jan, Yannis und ich.
Technisch war es zwar alles ohne weiteres machbar, bis auf das letzte Stueck vor dem Gipfel, in welchem man schon so ein wenig klettern musste, aber aufgrund der Hoehe war es doch sehr anstrengend und so kamen wir ziemlich außer Atem und sehr geschafft am Gipfel an. Dieser entschaedigte allerdings fuer die Strapazen voll und Ganz: man hatte, trotz des Dunstes am Horizont, einen tollen Blick und noch dazu das gute Gefuehl auf 4816m zu stehen!! :D
Da nun langsam der erwaehnte Nebel heraufzog und es in der Ferne auch bereits donnerte machten wir uns wieder recht schnell an den Abstieg, der aber keine Probleme mehr darstellte. Bei der Gondelstation aßen wir noch eine Kleinigkeit bevor wir wieder ins Tal hinab fuhren.
Trotz der Strapazen insgesamt ein echt toller Ausflug!! :)



Telferiquo-Gondelbahn.





Die komplette Gruppe.



Blick auf Quito.



Yannis und ich - farblich passend: rot und blau.



Knallgruenes Moos - erinnert finde ich ans Auenland :).



Yannis am relativ steilen Schlussanstieg.



Endlich geschafft - Gipfel!!



v.l. Jan, ich, Fabian, Yannis.



Leider hab ich den Adler nicht besser erwischt :).



Schluesselanhaenger als behelfsmaeßiges Gipfelkreuz.





Papas Wanderschuhe - haben sich jetzt schon bewaehrt.



Eben ein Vulkan.





Heraufziehender Nebel.



Verdiente Staerkung.


Am Sonntag habe ich dann nichts groeßeres gemacht – am Vormittag musste ich mal wieder Bilder sortieren, diesen Eintrag verfassen :) und außerdem mit einigen Leuten in Deutschland chatten, dann fuhr ich zum Yannis, mit dem ich Bilder tauschte und dann ins Condado-shopping-center ging, eine mall hier im Norden von Quito. Dort kaufte ich mir eine neue Sim-Karte, da ich mein Handy, das ich ohnehin bereits hier kaufen musste, da das aus Deutschland nicht funktionierte, am Morgen davor verloren hatte – es muss mir beim Taxi fahren aus der Hosentasche gerutscht sein :(.

So, bevor das Ganze noch gebunden als Buch erscheint, hoere ich jetzt lieber mal auf,
also, hasta luego und ganz liebe grueße,
euer Moritz.

Ps: Ach ja, hat zwar nichts direkt mit Ecuador zu tun aber ist trotzdem erfreulich und schoen:
ueber meinen Vater habe ich erfahren, dass ich eine Zusage der Uni Erlangen/Nuernberg fuer Psychologie bekommen habe (-> Bewerbung ueber ZVS, bzw hochschulstart).
Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich nach meiner Rueckkehr machen moechte, aber gemeinsam mit dem noch vor Abreise bestandenen Englischtest an der LMU habe ich nun also die theoretisch die Moeglichkeit entweder Lehramt in Muenchen oder aber Psychologie in Nuernberg zu studieren.

Pps: Rechts gibt es nun einen Link auf ein Video, das ich bei Youtube hoch geladen habe, es beinhaltet recht viele Fotos der ersten zwei Wochen. Leider laesst die Qualitaet ziemlich zu wuenschen uebrig (hier aufm PC is die Qualitaet topp), aber ich wollte es euch trotzdem nicht vorenthalten. Ich hoffe ihr koennt es trotz der sch... Aufloesung einigermaßen genießen.

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